Royale Stiegen
Ein König hat ja viel zu tun und noch viel mehr zu entscheiden. Zu tun hatte der König immer ebenerdig, denn dafür brauchte er viel Platz.
Wenn er aber eine Entscheidung zu treffen hatte, so tat er dies im oberen Stockwerk seines Schlosses. Denn für Entscheidungen war Weitblick gefragt.
Das war sehr mühsam, weil er zwischen Tun und Entscheiden immer das Stockwerk zu wechseln hatte. Besonders mühsam war es aber für seine Bediensteten. Denn die mussten den König auf eine Tafel setzen und hoch- und runterheben.
Das war wirklich sehr schwer.
Denn der König war sehr stattlich und ein stattlicher König hat eben Gewicht.
Eines Tages trug es sich zu, dass nicht genügend Bedienstete im Schloss waren, um den König zwischen den Stockwerken rauf- und runter zu heben.
Der König konnte somit keine Entscheidungen treffen. Das machte ihn missmutig. Denn ein König, der keine Entscheidungen trifft, ist kein guter König.
In seiner Not ließ er den Tischler rufen, der schon so viele Lösungen parat hatte. Tatsächlich hatte er auch diesmal den besten Einfall.
Aus einfachen, aber wohl ausgesuchten Brettern fertigte der Tischler eine Vorrichtung an, auf der der König ganz ohne fremde Hilfe rauf und runtergehen konnte. Er nannte es Stiege.
Und nachdem der König in vielen Räumen zu tun hatte, baute der Tischler Siegfried viele Stiegen. Ganz so, wie sie in den Raum passten.
Gerade Stiegen, Podeststiegen, verzogene Stiegen, Spindeltreppen und Wendeltreppen. Und weil der König ab und zu auch etwas verspielt war, baute Tischler Siegfried auch eine königliche Rutsche ein.
Seither traf der König noch viel mehr Entscheidungen – und die Leute lobten ihn dafür.